Im baden-württembergischen Schelklingen haben Studierende vom „Institut für Architektur und Städtebau“ (IAS) an der Hochschule Biberach eine Wand aus Stampfbeton gebaut.
20 Kilometer westlich von Ulm liegt das Städtchen Schelklingen im UNESCO „Global GeoPark Schwäbische Alb“. Etwas ausserhalb der Gemeinde befindet sich der „Hohle Fels“, eine Höhle, in der 2008 eine kleine Frauenskulptur gefunden wurde. Klingt unspektakulär, doch bei der „Venus vom Hohle Fels“ handelt es sich um die früheste bekannte Darstellung eines Menschen weltweit. Sie ist über 40.000 Jahre alt.
Nach weiteren Funden in den vergangenen Jahren plant die Stadt Schelklingen, den Bereich um die Höhle architektonisch aufzuwerten, unter anderem mit einem „Infopunkt“, der eine kleine Ausstellung und sanitäre Einrichtungen für die Besucher beherbergen soll.
„Experimentelles Bauen“ mit Stampfbeton
Diese Baufgabe war Grundlage eines Entwurfsprojektes im Themengebiet „Experimentelles Bauen“ unter Leitung von Prof. Matthias Loebermann. Im Herbst 2015 erarbeiteten die Studierenden eigene Entwürfe für den „Infopunkt“ im Rahmen eines Seminars. „Ziel war es, auch eine Umsetzung des Projekts zu machen“ berichtet Philipp Sohn, der seit 2006 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am IAS tätig ist.
Aus den Studentenarbeiten wurde im Frühjahr 2016 ein Entwurf ausgewählt – eine „schwebende“ Bodenplatte und raumhohe Elemente aus Stampfbeton – der später in einer Kooperation mit der Stadt Schelklingen realisiert werden soll. Als erster Schritt sollte eine Erprobungswand aus Stampfbeton gebaut werden.
Stampfbeton ist unbewehrter Beton, der durch Druckstöße mit Händen und Füßen verdichtet wird. Die einzige „Bewehrung“, die in Schelklingen eingeplant wurde, dient zur Verbindung der Stampfbetonwand mit dem Fundament. Doch bevor die Studierenden aus Biberach aktiv werden konnten, lernten sie in diversen Seminarveranstaltungen die „Basics“ über den traditionellen Baustoff. Auch eine Exkursion ins oberbayrische Landsberg, wo ein Friedhof mit Stampfbetonwänden realisiert wurde, stand auf dem Programm.
Die Wand beim Freibad
Ende September 2016 wurde schliesslich eine Erprobungswand in Stampfbeton für die Stadt Schelklingen realisiert. Die Arbeit mit dem Baustoff war eine Premiere am IAS, nicht nur für die teilnehmenden Studenten, sondern auch für die Mitarbeiter am Lehrstuhl, wo sonst vor allem praktische Holzbauprojekte realisiert werden. „Für die Studierenden ist es super, mal mitzukriegen, wie so etwas 1:1 geht“ sagt Philipp Sohn. Das Baumaterial und die Schalungen für die zwei Meter hohe, L-förmige Musterwand (Grundfläche: 3 x 1 Meter) wurden von einem örtlichen Bauunternehmen bereitgestellt.
Beim Betonieren (also dem Einfüllen und Stampfen) der ersten Lagen wurde das Team der Hochschule Biberach anfangs von Experten des InformationsZentrum Beton unterstützt. „Nachdem die Studierenden und der Betonmischerfahrer die Abläufe kannten, waren die weiteren Schichten unproblematisch“ berichtet Philipp Sohn.
Fotos: Philipp Sohn (Institut für Architektur und Städtebau, Hochschule Biberach)