87 Projekte wurden eingereicht – nur 3 konnten gewinnen. Dass es für den Erfolg beim Concrete Design Competition kein Patentrezept gibt, zeigt schon die Unterschiedlichkeit der drei siegreichen Arbeiten des diesjährigen Wettbewerbs, die wir hier ausführlich vorstellen. Den Anfang macht das Projekt „The HL Grid“ von Valentina Balitskaya von der Fachhochschule Düsseldorf:
Ihr Entwurf für eine künstliche Insel als begehbare Meereslandschaft setzt das Wettbewerbsthema „Structure“ in beeindruckenden Dimensionen um und zeichnet sich besonders durch seine Zukunftsfähigkeit aus. Im Bereich zwischen Land und Wasser werden durch Großstrukturen aus Beton neue Flächen erschlossen, die sich sehr vielseitig nutzen lassen.
„The HL Grid“ basiert auf der Idee einer Beton-Gitter-Struktur, die über mehrere Ebenen ein riesiges, durchlässiges Tragwerk bildet und sich wie das Meer mit dem Wechsel der Gezeiten stetig verändert. Die unteren Ebenen stehen bei Flut unter Wasser – erst bei Ebbe wird die ganze Anlage sichtbar. Dabei lassen sich über Wasserstandsanzeigen und Zeittabellen auf dem Betongitter die ungefähre Uhrzeit und die Begehbarkeit einzelner Bereiche ablesen. So erzeugen Ebbe und Flut im Zusammenspiel mit Konstruktion und Architektur einen eigenen Zeitbegriff und regen dazu an, tradierte Interpretationen von Nutzbarkeit zu hinterfragen.
Für die oberen Ebenen des Grids schlägt die Entwurfsverfasserin sehr differenziert konzipierte Nutzungsszenarien mit dem Schwerpunkt Urlaub/Freizeit vor: Es gibt kleine Ferienhäuser, ein großes Hotel mit Seminarräumen und Wellnessbereich, Bars, Restaurants, Shops und weitläufige Außenanlagen mit geschützten Meerwasserbecken auf verschiedenen Ebenen, Stränden, Bootshafen und Wassersportmöglichkeiten. Weitere Wasserbecken sollen als Zuchtbecken für Aquakultur und Meeresforschung genutzt werden.
Innerhalb der eigentlich unnatürlichen Struktur bietet das Konzept in den Augen der Jury zahlreiche neue Perspektiven für das Erleben am Wasser und die Nutzbarmachung dicht besiedelter oder felsiger Küsten. Auch in der Modularität der Struktur, die beliebig in jede Richtung weiter wachsen kann, wird großes Potential gesehen. Mit ihrem mutigen, großmaßstäblichen Ansatz bildet die Arbeit ein Extrem im breiten Spektrum der Auslegung des Themas „Structure“ und damit einen wertvollen und herausragenden Beitrag zum Wettbewerb. Nicht zuletzt besticht sie durch ihre zugleich sachliche und sehr poetische Darstellungsweise.