Auf das Tonmodell wird erst von vorne, dann von hinten Gips aufgetragen

Auf das Tonmodell wird erst von vorne, dann von hinten Gips aufgetragen

An der Universität Regensburg haben Studierende im Fach Kunsterziehung Beton-Plastiken im Maßstab 1:2 gebaut. Jede Figur wird erst in Ton modelliert und mit Gips abgeformt. So entsteht die Gipsnegativform, die schließlich mit Beton ausgegossen wird.

Zu Beginn des Seminars wurde in wöchentlichen Sitzungen mit einem Aktmodell eine menschliche Figur skizziert. Die Studierenden haben ihre Figur dann plastisch mit Ton nachmodelliert. Der Maßstab: ungefähr 1:2, also halbe Lebensgröße. Um die Stabilität der Tonfigur zu gewährleisten, wird ein Skelett aus Eisenstangen, Holzteilen und Draht gebaut, auf das der Ton aufgetragen wird. Aus dem fertigen Tonmodell entsteht dann die spätere Betonplastik.

Vom Tonmodell zur Gipsnegativform

Um das fertige Tonmodell herum wird zunächst eine Trennschicht aus abstehenden Tonstreifen angefügt. Sie teilt das Modell – hier eine stehende Aktfigur – in zwei senkrechte Hälften und trennt die späteren Halbschalen für den Guss. Von beiden Seiten wird anschließend Gips auf das Tonmodell aufgetragen. So entsteht auf jeder Seite der umlaufenden „Ton-Trennwand“ eine Gipsnegativform. Bei größeren Skulpturen muss der Gips durch eine geeignete Armierung verstärkt werden.

Nach dem Aushärten öffnen die Studierenden die Gipsnegativform vorsichtig, z. B. mit dem Meissel. Durch Wasser, das in die noch geschlossene Form eingegossen wird, entsteht eine Gleitschmiere. Sie sorgt dafür, dass die beiden Halbschalen leichter vom Modell abgezogen werden können. Meist „zerreißt“ das Tonmodell dabei obwohl es bewehrt ist, da es den auftretenden Zugkräften nicht standhalten kann.

Vorsichtig wird die Gipsnegativform geöffnet.

Vorsichtig wird die Gipsnegativform geöffnet.

Die neu entstandene Form wird nach dem Öffnen von Tonresten gereinigt, kleinere Fehlstellen oder Luftlöcher können mit Gips oder Ton ausgebessert werden.

Der Betonguss

Jetzt wird es praktisch: Um Betonskulpturen aus Negativformen herzustellen, benötigt man Betonmischungen aus Zement, Sand und Wasser. Bei den Plastik-Projekten in Regensburg arbeiten die Studierenden mit Tonschmelzzement, da der daraus hergestellte Beton besonders gut fließt, eine feine Oberflächenzeichnung hat und die späteren Skulpturen Frost und Hitze sehr gut standhalten. Auch die warme, dunkle Farbe gibt den späteren Betonplastiken deutlich mehr Tiefe als das schlichte Grau des herkömmlichen Portlandzements.

Die Kursteilnehmer mischen den Beton aus Quarzsand, Wasser und Zement so zusammen, dass er eine „sahneartige“ Konsistenz bekommt. Damit werden die beiden Halbschalen von innen bestrichen, um feinste Unebenheiten der Oberfläche auszufüllen. Auf diese Weise wird auch verhindert, dass die leichte Bewehrung aus verzinktem Eisendraht, die in die Betonskulptur mit eingegossen wird, an die spätere Oberfläche der Figur gelangt.

Die mit einer oder zwei feinen Schichten Beton bepinselten und von innen bewehrten Schalen werden nun zusammengefügt. Der Beton kann jetzt eingegossen werden! Je nach Form der Plastik kann statt eines Massivgusses auch ein materialsparender Hohlguss gemacht werden. Dabei wird der feuchte Beton erst schichtweise in die Negativformen aus Gips gefüllt, die inneren Fugen der Stückformen später mit Flüssigbeton ausgegossen. Vorteil beim Hohlguss: Erheblich weniger Gewicht und auch eine höhere Druckfestigkeit.

Die beiden zusammengefügten Halbschalen aus Gips werden mit Beton ausgegossen.

Die beiden zusammengefügten Halbschalen aus Gips werden mit Beton ausgegossen.

Nach dem vollständigen Aushärten des Betons (in der Regel am nächsten Tag) wird die Gipsschale stückweise entfernt. Dabei besteht natürlich die Gefahr, dass abstehende Teile der Plastik abgeschlagen werden. Es ist also größte Vorsicht geboten!

Die Reste der Gipsschalung werden entfernt, der ausgehärtete Beton kommt zum Vorschein

Die Reste der Gipsschalung werden entfernt, der ausgehärtete Beton kommt zum Vorschein

Sobald die Figur vollständig „freigelegt“ ist, können Fehlstellen im Beton ausgebessert werden. Danach folgt die künstlerische Detailarbeit. Mit Schleifpapier, Wasser und Schwamm kann die übrig gebliebene Gipsfarbe ganz oder teilweise entfernt werden, je nachdem, ob eher die dunkle Tönung des Tonerdezements oder die hellere Gipsfärbung betont werden soll. Auch das Verfeinern mit Wachs, Steinöl oder Politur ist möglich.

Die fertige Betonskulptur von Magdalena Mayer

Die fertige Betonskulptur von Magdalena Mayer

 

Fotos: Lena Schabus, Regensburg