Wer sich als Absolvent bei einem Planungsbüro bewirbt, sollte gute CAD-Kenntnisse vorweisen können. Auch im Architekturstudium ist die Arbeit mit diversen CAD-Programmen heute selbstverständlich. Anders als noch vor zehn oder 15 Jahren gibt es kaum noch Diplomarbeiten, die als handgezeichnete Pläne eingereicht werden. Gleichzeitig wird in Berlin ein Museum für Architekturzeichnungen eröffnet. Wir haben uns gefragt: Wie passt das zusammen? Ist Handzeichnen für Architekten noch zeitgemäß?
Ganz neu: Ein Museum nur für Architekturzeichnungen
Wie es aussieht, ist Handzeichnen angesagter denn je: Am Pfefferberg, Berlin-Prenzlauer Berg, gibt es seit diesem Sommer ein neues „Museum für Architekturzeichnung“ (siehe Fotos auf dieser Seite). Der kleine, aber feine Neubau der Tchoban Foundation zeigt auf drei Ebenen hochklassige Architekturzeichnungen. Noch bis zum 31.08.2013 sind die Aquarelle von Giovanni Battista Piranesi aus Paestum in Italien zu sehen. Ein Blick ins (analoge) Gästebuch der Ausstellung zeigt: Die Besucher sind begeistert, Architekturzeichnungen haben viele Fans!
Nicht nur die ausgestellten Zeichnungen, auch der Bau selbst ist übrigens sehenswert: Zwar sind die Ausstellungsräume (wohl aus konservierungstechnischen Gründen) fensterlos, doch die Fassaden des Museums aus Strukturbeton tragen das Ausstellungsthema nach außen – sie zeigen Ausschnitte aus Architekturzeichnungen.
„Müssen Architekten noch zeichnen können?“ fragte der BAUMEISTER in seiner Mai-Ausgabe. Die Antworten fasst das Architekturmagazin so zusammen: „Zeichnen ist der direkteste Weg, seinen Gedanken Ausdruck zu verleihen.“ Im Baumeister-Blog und auf Facebook meldeten sich auch die Leser zum Thema Handzeichnen zu Wort. Auch hier war die einhellige Meinung, dass eigene Skizzen der beste Weg sind, um Räume und Ideen frühzeitig sichtbar zu machen. Dabei steht die Handzeichnung nicht isoliert, sondern ist eine Vorstufe zu den technischen Zeichnungen, die später am Rechner entstehen. „Bleistift, Pinsel und Mausklick! Die Kombination machts!“ so bringt es die Innenarchitektin Angelika Bungert-Stüttgen auf Facebook auf den Punkt.
Wie stehen Architektur-Studenten und -Professoren zum Thema Handzeichnen?
„Wer Schönes schaffen will, muss zeichnen können“ (Prof. Henner Hermanns)
Henner Herrmanns ist Architekt und Professor am Fachbereich Architektur der FH Koblenz. In seinem Blog berichtet er regelmäßig über aktuelle Bauprojekte, von Exkursionen und aus seinen Seminaren. Auch über das Architekturzeichnen bzw. Freihandzeichnen, das für ihn unbedingt zur Grundausstattung eines Architekten gehört. In einem Blog-Beitrag vom Februar 2013 schreibt Herrmanns: „In einer manuellen Entwurfszeichnung … spiegelt sich die Kreativität des Augenblicks unmittelbar wider, der spontan entstandene Strich des Entwerfers, der seiner Eingebung folgt, seine ganz persönliche Handschrift.“
„Skizzen sind wie eine Momentaufnahme deiner Ideen“ (Paul Jäger, HTWK Leipzig)
Paul Jäger studiert an der HTWK Leipzig. Zusammen mit Tobias Kilz gewann er kürzlich einen hochschulinternen Wettbewerb (wir berichteten). Auf ihren Abgabeplänen sind neben Collagen, Grundrissen und Schnitten auch viele Handskizzen zu sehen, die die Entwurfsidee erklären. Für Paul sind Skizzen „die schnelle, klare Sprache zwischen Architekten. Eine Skizze kann ein ganzes Projekt lebendig fassen und ist damit für Präsentationen ein klares Plus. Vor einer schönen Skizze bleibt man gerne stehen und schaut genauer hin. Durch Skizzen bekommt ein Layout Persönlichkeit.“
„Handzeichnen finde ich cool, denn skizzieren kann man überall & jederzeit.“ (Tobi Ehl, FH Trier)
Tobias Ehl, Absolvent der Fachhochschule Trier, beschäftigt sich in seinem Blog vor allem mit der neuesten (CAD-)Technologie. Trotzdem sind Skizzen für ihn unverzichtbar: „Handzeichnen im Architekturstudium finde ich essentiell. Weil ein Architekt sich am besten und schnellsten über die Skizze dem Kunden oder den Kollegen mitteilen kann. Handzeichnen fördert die Kreativität und man lernt über verschiedene Punkte / Anschlüsse / Details einfach genauer nachzudenken.“
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