Fotos aus Papier kann man sich an die Wand hängen. Dass man sie auch direkt auf Fassaden oder Wände aus Beton aufbringen kann, dürfte für den einen oder anderen neu sein. Die Bildmotive entstehen durch feine Hell-Dunkel-Effekte auf der Betonoberfläche.
Wer im Januar 2013 den Beton-Stand auf der BAU in München besucht hat, konnte dort auch eine Betonplatte mit der „Jungfrau Maria“ bewundern (siehe Foto oben). Dabei handelte es sich natürlich nicht um eine „Marienerscheinung“, sondern um ein interessantes Anwendungsbeispiel für Fotobeton. Das Wandelelement, usprünglich für ein Hamburger Krankenhaus realisiert, zeigt deutlich, wie „echt“ Fotos auf Betonoberflächen wirken können.
Herstellungsverfahren: So kommt das Foto auf den Beton
Ähnlich wie bei der Herstellung von Waschbeton setzt man bei der Fotobeton-Herstellung so genannte „Kontaktverzögerer“ ein (auch Oberflächen- bzw. Abbindeverzögerer genannt). Sie bestehen z. B. aus zucker- oder säure-haltigen Wirkstoffen und verzögern das Aushärten des Betons. Diesen Kniff, der seit Jahrzehnten beim Waschbeton für große Flächen oder ganze Bauteile eingesetzt wird, macht man sich beim Fotobeton für die Erzeugung der feinen Hell-Dunkel-Effekte zu Nutze: An den Stellen, wo der Kontaktverzögerer einwirkt, härtet der Beton nicht aus und kann anschließend ausgewaschen werden.
Aber der Reihe nach:
Um ein Foto auf den Beton zu bringen, muss das gewünschte Bildmotiv zuerst am Computer gerastert werden. Das Originalbild aus der Digitalkamera besteht ja aus Millionen von Pixeln (Bildpunkten). Es wird also – vergleichbar mit einem alten Zeitungsfoto in schwarz-weiß – auf deutlich weniger Bildpunkte reduziert.
Dann wird das Bild auf die gewünschte Größe gebracht und mit Hilfe des Kontaktverzögerers in einem speziellen Siebdruckverfahren auf eine Kunststofffolie übertragen: Dort, wo der Fotobeton später dunkle Stellen haben soll, ist die Konzentration des Wirkstoffs besonders hoch, an helleren Stellen weniger.
Die so präparierte Folie wird jetzt in eine Betonschalung geklebt. Der Beton wird in die Schalung gefüllt und härtet aus. Dabei tut der Kontaktverzögerer, was er tun soll: Je nach Konzentration verhindert er stellenweise das Abbinden bzw. Aushärten des Betons.
Wenn die erforderliche Festigkeit des Betonbauteils erreicht ist, wird es aus der Schalung genommen. Mit Wasser werden die obersten Schichten ausgewaschen. Damit werden die Konturen des Bildes freigelegt: Wo viel Kontaktverzögerer wirkte, wird mehr ausgewaschen (stärkere Vertiefung = dunkler Bildpunkt), wo wenig oder kein Kontaktverzögerer aufgetragen worden war, entstehen die helleren Stellen des Bildes. Fertig.
Eingebaute Lichteffekte
Die reliefartigen Vertiefungen sorgen dafür, dass sich das Bild im Beton je nach Lichteinfall und der Position des Betrachers unterschiedlich zeigt. Auch die wechselnde Sonneneinstrahlung im Tagesverlauf sorgt dafür, dass das Fotobeton-Bild immer etwas anders aussieht.
Herstellungs-Alternative: Per CNC-Fräse und Matrizenschalung (Foto-Gravur-Technik)
Neben dem oben beschriebenen Verfahren mit Kontaktverzögerer und Auswaschen von bestimmten Bildbereichen gibt es noch eine weitere Möglichkeit, Bildmotive auf Betonbauteile zu bringen: Dabei werden zunächst die detaillierten Bildinformationen mithilfe einer CNC-Fräse in eine Trägerplatte übertragen. Dann wird ein Abdruck dieser Platte und den ausgefrästen Bilddetails hergestellt, die so genannte elastische Matrize, eine Art Gummimatte. Wie bei der Arbeit mit Strukturbeton dient die Matrize als Schalung – oder besser: Gussform – mit der das Foto-Betonteil gegossen werden kann.
Fotos: Betonbild (2), Reckli GmbH